Kompass Nachhaltigkeit

Öffentliche Beschaffung

Sportbälle

Soziale und ökologische Risiken in der Lieferkette von Sportbällen

Was Sie bei der Beschaffung von Sportbällen beachten sollten

Bis zu 60 Millionen Fußbälle weltweit werden jährlich produziert. Zwei Drittel der Produktionvon Sportbällen kommen aus der Region Sialkot in Pakistan. Rund 700 Produzenten haben sich hier angesiedelt und unzählige Nähzentren im Stadtgebiet etabliert. Auch heute noch sind rund zwei Drittel aller Bälle handgenäht, vielerorts in Heimarbeit. Das Nähen der Bälle ist harte Arbeit. Am Ende erhalten Näherinnen und Näher als Lohn oft weniger als 10 Cent pro Ball. Das ist auch in Pakistan zum Leben zu wenig. Erst seit wenigen Jahren rückt das Thema der Produktionsbedingungen für Sportbälle in den Blickpunkt, doch das Angebot nachhaltig produzierter Bälle wächst beständig. Dabei geht es vor allem um die Einhaltung von Sozialstandards.

Für die Beschaffung von Sportbällen in Kommunen, Kindertagesstätten, Sportvereinen oder Schulen gibt es mittlerweile für alle Qualitätsstufen zertifizierte Produkte.

Weiterführende Informationen

Allgemeine Hinweise zur Einbindung von Nachhaltigkeitskriterien in den Beschaffungsprozess finden Sie hier.

Ein Online-Tool zur Prüfung menschenrechtlicher Risiken in der Lieferkette vom „Helpdesk Wirtschaft & Menschenrechte“ finden Sie hier.

Kommunale Praxisbeispiele zur Beschaffung von Sportbällen finden Sie hier.

Die Lieferkette von Sportbällen im Detail

Lieferkette im Detail

Klicken Sie auf einzelne Schritte in der Infografik links, um mehr über die ökologischen und sozialen Risiken bei der Beschaffung von Sportgeräten zu erfahren.

01 Rohstoffgewinnung

Der Ball besteht im Wesentlichen aus einer Außenhaut mit beliebig vielen Schichten, der Blase und dem Ventil. Die Außenhaut ist aus unterschiedlich vielen Schichten aufgebaut, je nachdem, wie hoch die Anforderungen sind, die an den Ball gestellt werden. Diese Schichten können aus Kunstleder oder, als Verstärkungsschichten, aus Polyester bestehen. Die Beschaffenheit der Außenhaut beeinflusst Lebensdauer, Sprungverhalten und wie sich der Ball am Fuß anfühlt. Die Blase ist in der Regel entweder aus Naturkautschuk (Latex) oder Butylkautschuk (Isobuten-Isopren-Kautschuk). Latex ist für die Spieleigenschaften des Balls besser, verliert aber schneller Luft als eine Butyl-Blase. Im Wesentlichen geht es also bei den Rohstoffen um Kunststoffe (Leder wird hier schon lange nicht mehr eingesetzt) und möglicherweise Naturkautschuk.

Ökologische Risiken

  • teilweise illegale Rodung von Waldgebieten für Kautschuk-Monokulturen
  • Verlust von Artenvielfalt und Biodiversität
  • aufgrund der für den Weltmarkt geringen Mengen kaum Transparenz über die Herkunft der Rohstoffe beim Hersteller
  • Wasserverbrauch in der Plastikproduktion
  • endliche Ressource Erdöl als Basis von Kunststoffen
  • bei Kunststoffen Nutzung von PVC und/oder anderen Verbindungen mit Halogenen

Soziale Risiken (auf den Feldern bei Naturkautschuk und in der Kunststoffproduktion)

  • illegale Vertreibungen für das Anlegen von Monokulturen für Naturkautschuk oder nachwachsende Rohstoffe für Plastik
  • geringe Löhne
  • Diskriminierung und Zwangsarbeit
  • schlechte Arbeitsbedingungen
  • Landkonflikte durch Flächenverbrauch

02 Produktion

Es gibt derzeit vier gängige Produktionsverfahren für die Herstellung von Sportbällen:Thermo-Klebung (meist für hochwertige Matchbälle), Hybrid (CMP-Technik), Maschinennaht und Handnaht. Noch immer werden fast zwei Drittel der Bälle mit Handnaht gefertigt, da dies weiterhin die billigste Fertigungsmethode ist. Aufgrund des Preisdrucks gerade im Niedrigpreissegment sind dort die Arbeitsbedingungen katastrophal.

Soziale Risiken

  • Bezahlung der Näher*innen häufig pro Ball und nicht pro Stunde
  • schlechte Arbeitsbedingungen, z.B. unzureichende Beleuchtung
  • Unterlaufen der Mindestlöhne durch Selbstständigkeit der Näher*innen
  • unbezahlte Überstunden
  • häufig 7-Tage-Woche und 12-Stunden-Tage
  • selten: Kinderarbeit – aufgrund massiven Drucks aus der Öffentlichkeit die Ausnahme

03 Nutzung

Bei der Nutzung von Sportbällen geht es vor allem darum, sich im Vorfeld zu überlegen, für welchen Zweck ein Ball eingesetzt werden soll. Hochwertige Bälle haben hervorragende Spieleigenschaften, aufgrund des dünneren Obermaterials leidet aber gerade bei der Nutzung auf Sandplätzen die Langlebigkeit der Bälle.

Ökologisches Risiko

  • schneller Verschleiß von Bällen bei Kauf von falscher Qualität

04 Entsorgung

Fußbälle sind Restmüll und können nicht recycelt werden. Es gibt jedoch zahlreiche Upcycling-Ideen, etwa auf Do-it-yourself-Webseiten, die beispielsweise auch zum Basteln mit Kindern in Kitas, Schulen und anderen Bildungseinrichtungen genutzt werden können.

Ökologisches Risiko

  • Sportbälle sind derzeit nicht recycelbar, sind daher Restmüll und werden thermisch verwertet.

05 Transport

Kunststoffe aus China, Naturkautschuk aus Südostasien, Produktion In Pakistan und Vertrieb in Nordamerika, Europa und Deutschland: So oder so ähnlich wird die Lieferkette in in der Ballindustrie aussehen. Von der Gewinnung der Rohstoffe bis zum fertigen Endprodukt werden meist lange Transportwege zurückgelegt. Treibstoffverbrauch und Abgase sorgen für Umwelt- und Klimabelastungen, die auch für die Gesundheit der Menschen schädlich sind. Bei langfristiger Planung können individualisierte Bälle ohne die klimaschädlichere Luftfracht zum Kunden gelangen. Geben sie das bei der Bestellung mit an.