Als eine der giftigsten Industrien überhaupt ist die Lederindustrie Verursacherin gravierender ökologischer Probleme an sehr vielen Produktionsstätten weltweit. Es ist meist jedoch keine sinnvolle Lösung, schlicht auf Lederprodukte zu verzichten. Auch andere verwendete Rohstoffe wie Baumwolle oder Kautschuk werden häufig unter problematischen Bedingungen gewonnen. Begrüßenswert sind nichts destotrotz Bemühungen, die verwendeten Materialien, auch bei Verpackungen, auf ihre Umweltfreundlichkeit hin zu prüfen und auszuwählen. Dies gilt auch für spezifische Produktionsverfahren wie das Gerben.
In Bezug auf die Einhaltung von Menschenrechten und sozialen Standards entlang der Wertschöpfungsketten gehört die Leder- und Schuhindustrie zu den Hochrisikobranchen.
Neben Schuhen beziehen Kommunen beispielsweise häufig Handschuhe aus Leder. Auch beiMöbeln oder Autos kann Leder ein wichtiges Material sein, was bei der nachhaltigen Beschaffung berücksichtigt werden sollte.
Allgemeine Hinweise zur Einbindung von Nachhaltigkeitskriterien in den Beschaffungsprozess finden Sie hier.
Ein Online-Tool zur Prüfung menschenrechtlicher Risiken in der Lieferkette vom "Helpdesk Wirtschaft & Menschenrechte" finden Sie hier.
Kommunale Praxisbeispiele zur Beschaffung von Lederprodukten finden Sie hier.
Weiterführende Informationen finden Sie hier:
Klicken Sie auf einzelne Schritte in der Infografik links, um mehr über die ökologischen und sozialen Risiken bei der Beschaffung von Lederprodukten zu erfahren.
Die Lederindustrie nutzt oft die „Abfälle“ der Fleischindustrie. Deshalb können Tierschutz-Standards bezüglich der Haltung und der Schlachtung erwogen werden (vgl. hierzu Hinweise zur Beschaffung von Lebensmitteln).
Tierhäute aus dem Amazonasgebiet, die zu Leder verarbeitet werden, werden aufgrund ihrer Eigenschaften beispielsweise für Sicherheitsschuhe als besonders geeignet eingeschätzt und sind deshalb in der Branche üblich. Folgende Probleme sind für diese Herkunftsregion bekannt (siehe auch Hinweise zur Beschaffung von Papier):
Ökologisches Risiko
Soziale Risiken
Die Rohhäute werden in mehreren Verarbeitungsstufen zu Leder verarbeitet (u.a. Produktion der Blöße in Wasserwerkstatt; Gerben zu Zwischenprodukt Wet Blue oder Wet White; Nachgerben, Färben, Fetten). In der Regel werden dabei viel Wasser und etliche hochgiftige Chemikalien (Chrom, aber auch z.B. Schwefelsäure oder Ammoniak) verwendet. Für die Arbeit in Gerbereien sind für diverse Länder (z.B. China, Indien, Pakistan oder Bangladesch) die unten aufgeführten sozialen Missstände üblich.
Ökologische Risiken
Soziale Risiken
Lederschuhe werden beispielsweise in China, Vietnam, Indien, Indonesien oder der Türkeihergestellt,. Bei der Herstellung von Schuhen (u.a. beim Zuschneiden, Steppen, der Schaftproduktion, ggf. dem Ankleben der Sohle) treten diverse soziale Risiken auf oder sind die Regel.
Soziale Risiken
Die öffentliche Hand kauft für diverse Bedarfsgruppen Lederprodukte und Schuhe ein, darunter für die Abfallwirtschaft und Landschaftspflege, den Straßenbau, das Ordnungsamt oder die Feuerwehr. Die meisten dieser Bedarfsgruppen benötigen Sicherheitsschuhe, die ganz spezifische Anforderungen erfüllen.
Zum Schutz der Nutzer*innen sollte besonders bei Produkten aus Leder die Einhaltung der europäischen Verordnung REACH zu Rückständen von Chemikalien ausreichend gut sichergestellt sein. Durch den Kauf langlebiger und qualitativ hochwertiger Produkte kann darüber hinaus erstens der Ressourcenverbrauch reduziert und zweitens, insbesondere bei Schuhen, zur guten Gesundheit der Träger*innen beigetragen werden.
Aufgrund der strikten Normen für Sicherheits-, Schutz- und Berufsschuhe gestalten sich die Möglichkeiten von Reparaturen bisher schwierig.
Für gut aufbereitete Informationen zur REACH-Verordnung siehe die Darstellung des Umweltbundesamts.
Schuhe sollten nur dann zur weiteren Nutzung abgegeben („gespendet“) werden, wenn sichergestellt werden kann, dass dadurch keine entwicklungspolitisch unerwünschten Effekte mitverursacht werden. Diese treten auf, wenn die kostenlos abgegebenen Schuhe in Drittländern für wenig Geld an die dortige Bevölkerung verkauft werden. Diese Praxis gefährdet die lokale Schuhproduktion, beispielsweise in Kenia.
Ökologisches Risiko
Soziales Risiko
Schuhe und ihre Einzelteile reisen meist weit, bevor sie in Deutschland gekauft werden können. So wird Leder wird von Brasilien nach Indien oder China transportiert, um dort zu halbfertigen Schuhen verarbeitet zu werden. Von dort werden diese für letzte Bearbeitungsschritte zum Beispiel nach Finnland oder Italien befördert, bevor sie einen Handelsbetrieb in Deutschland erreichen. So könnte die Reise eines Sicherheitsschuhs aussehen. Die Schuhoberteile (Schäfte) werden nahezu nie in Deutschland gefertigt.
Bei dem Transport von Schuhen zu den Endverbrauchenden werden darüber hinaus Einzelverpackungen genutzt, deren Herstellung und Transport zusätzliche Ressourcen benötigt.
Die Wertschöpfungskette verbraucht viele Ressourcen für den Transport und verursacht einen hohen CO2-Ausstoß. Für den Transport mit schweren Nutzfahrzeugen wie LKW gilt die Abgasnorm Euro VI, die von Beschaffungsverantwortlichen für den Transport verlangt werden sollte.