Anoraks und Jacken
- CPV-Code
- 18221200-6
Beispiele aus der Beschaffungspraxis
Hier finden Sie erfolgreiche kommunale Umsetzungsbeispiele, die danach ausgewählt wurden, unterschiedlichste Bedarfsgegenstände und Ausgangssituationen widerzuspiegeln. Nachhaltigkeitskriterien werden auf verschiedene Weise (z.B. verpflichtend / optional, Verortung in den Vergabeunterlagen) und in unterschiedlichem Umfang eingefordert. Die folgende Auswahl soll Ihnen verschiedene Umsetzungswege aufzeigen.
Nur von Kommunen freigegebene Beispiele können wir hier veröffentlichen, daher bitten wir Sie um Mithilfe bei der Erweiterung dieses Angebots, indem Sie Ihre erfolgreichen Verfahren über dieses Formular an uns einreichen. Vielen Dank dafür!
Wir möchten Sie darauf aufmerksam machen, dass es sich bei den folgenden Seiteninhalten um Beispiele handelt, wie unterschiedliche Kommunen erfolgreich nachhaltig beschafft haben, nicht um juristisch geprüfte Musterunterlagen. Wir bemühen uns um möglichst große Aktualität und erarbeiten die Zusammenfassungen nach bestem Wissen gemeinsam mit den Kommunen. Dennoch können wir eine rechtssichere Übertragung auf Ihre individuelle Beschaffung nicht garantieren. Jede Kommune und Vergabestelle ist selbst verantwortlich für die rechtssichere Umsetzung ihrer Vergaben.
Fürstenfeldbruck - Faire Warnschutzkleidung für den Bauhof (2020)
Im Januar 2020 hat die oberbayerische Kreisstadt Fürstenfeldbruck Warnschutzkleidung (Jacken, T-Shirts und Hosen) für vier Mitarbeiter des Bauhofs beschafft.
Bei den Bemühungen der Verwaltung für die Ziele als Fairtrade Town wurde beschlossen, für den Einkauf Kriterien des Fairen Handels anzusetzen. Fürstenfeldbruck folgte für diese Beschaffung dem Beispiel anderer bayerischer Kommunen, die für Informationen angefragt wurden (z.B. Neumarkt in der Oberpfalz).
Der Bauhof als städtischer Betrieb legte zunächst fest, welche Produkte benötigt wurden. In Kooperation mit der städtischen Vertreterin der Steuerungsgruppe Fairtrade Town wurden dann aufgrund des Volumens zwei Angebote eingeholt.
Beschafft wurden die Produkte von einem Hersteller, der Mitglied der Fair Wear Foundation ist.
Die Kosten beliefen sich auf rund 2.000 €.
[Link zur Pressemitteilung]
Einwohnerzahl Fürstenfeldbruck: 38.000Fürth - Beschaffung von Arbeits- und Warnschutzkleidung (2022)
Die Stadt Fürth führte im Bereich der Warn- und Arbeitskleidung zwei unterschiedliche Vergaben durch. Diese Verträge decken den Bedarf der Dienststellen Abfallwirtschaft, Tiefbauamt/Bauhof, Grünflächenamt sowie Stadtentwässerung. Die Verträge decken sowohl Kauf- als auch Mietkleidung ab. Für beide Projekte wurde ein eigenes Vergabeverfahren durchgeführt: im Bereich Kaufkleidung eine Öffentliche Ausschreibung und im Bereich Mietkleidung ein Offenes Verfahren.
Kaufkleidung
Grundlage der Ausschreibung war ein Leistungsverzeichnis, in dem insgesamt 135 Kernartikel abgefragt wurden. Hierzu gehören Warnschutzkleidung (Arbeitsjacken, T-Shirts, Winterjacken, Latz- und Bundhosen) sowie Arbeitskleidung (Arbeitsjacken, Latz- und Bundhosen). Ebenfalls im Sortiment sind Arbeitshandschuhe. Das Gesamtvolumen des Vertrags (Laufzeit 4/2022–3/2024) wird etwa ca. 161.800 € brutto betragen.
Mietkleidung
Der Rahmenvertrag (Laufzeit 02/2022–01/2025) umfasst die Bereitstellung der Kleidung sowie die Reinigungsdienstleistung. Das Volumen umfasst etwa 3.100 Kleiderteile für ca. 270 Mitarbeiter. Geschätzter Auftragswert netto: 404.600 € brutto.
Bisher wurde für die Bedarfsämter nur Kleidung gekauft. Ergänzend sollte ein Teil der Kleidung für den neuen Vertragszeitraum auch gemietet werden, um die fachgerechte Reinigung der Kleidung mit abdecken zu können. Damit soll gewährleistet werden, dass die Sicherheitsaspekte der Kleidung (reflektierende Elemente) möglich lange die vorgeschriebene Funktionalität behalten.
Für die Wäsche wurde als Kriterium u.a. gefordert, dass das verwendete Waschmittel mit dem Blauen Engel (oder einem anderen Gütezeichen) zertifiziert ist. Je mehr Nachweise erbracht werden konnten, desto mehr Punkte wurden in der Wertung vergeben.
Nachhaltigkeit
Die Analyse vergangener Beschaffungsvorgänge ergab, dass die Kleidung, die durch die Stadt Fürth für die Bedarfsstellen via Kernsortiment von einem Großhändler bezogen wurde, bereits von Herstellern stammte, die u.a. Mitglied in der Fair Wear Foundation sind. Bestärkt durch die positiven Erfahrungen, die die Nutzerinnen und Nutzer der Kleidung bereits machen konnten, wurde im Bereich Kaufkleidung der Wettbewerb auf Anbieter beschränkt, die die bewährten, nachhaltigen Produktlinien im Portfolio hatten.
Im Bereich der Mietkleidung waren die Erfüllung der Warnklassifizierung wichtig sowie ein möglichst hoher Baumwollanteil. Hier wurde im Rahmen der Wertung außerdem mit 10 % auf die ökologische Nachhaltigkeit angesetzt, etwa für CO2-Neutralität oder die Zertifizierung mit einem Umweltmanagementsystem (z.B. ISO 14001).
Gewichtung in der Wertung
- 60 % Preis
- 10 % ökologische Nachhaltigkeit (CO2-Kompentation)
- 15 % soziale Nachhaltigkeit (Tarifbindung und betriebliche Mitbestimmung)
- 15 % Qualität (Produktprüfung)
Nachweise über die ökologische und soziale Nachhaltigkeit wurden im Bewerberbogen abgedeckt. Dieser Bogen soll in Zukunft auch bei Kaufkleidung Anwendung finden.
Aussagen über die Entwicklung des Preises bei der Kaufkleidung, inwieweit sich dieser im Vergleich zu Ausschreibungen ohne Nachhaltigkeitskriterien entwickelt hat, können nicht gemacht werden, da die Produkte vor- und nachher die gleichen waren. So gesehen hat sich preislich nichts verändert.
[Bewerberbogen zum Download]
Einwohnerzahl Fürth: 129.000Kontakt:
Andrea Ziegler
Zentrale Beschaffung
Telefon: 0911 / 9 74-34 72
E-Mail: andrea.ziegler@fuerth.deLangenzenn - Arbeitskleidung für das Bauhofpersonal (2014)
Auf der Grundlage von Beschlüssen des Stadtrates zur Einführung fairer Beschaffungskriterien (2012), zur Vermeidung des Erwerbs von Produkten aus ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen und insbesondere Kinderarbeit (2013) und zur Anpassung der Warnschutzkleidung (2014) wurde die Beschaffung der Arbeitskleidung für das Personal des Bauhofs der Stadt Langenzenn in 2014 auf zertifizierte faire Ware umgestellt.
Hintergrund: Die Arbeitskleidung des städtischen Bauhofs war in Bezug auf Funktion, Ausstattung und Optik nicht mehr zeitgemäß. Aufgrund mehrerer Anfragen bei Ausstattern (Leasing) von Berufsbekleidung wurde durch den örtlichen Bauhofleiter der vorhandene Ausstattungsvertrag überprüft und mögliche Neuausstattungen angefragt.
Im bis dahin gültigen Leasing-Vertrag waren folgende Leistungen enthalten: 3 Hosen und 3 Jacken pro Mitarbeiter (23 Beschäftigte), Arbeits-Schutzkleidung nach DIN EN 471 (Warnschutz, Klasse 3), wöchentliche Reinigung, Reparatur und Austausch nach Erfordernis. Die Wochenpauschale für diese Leistungen betrug netto € 111,56.In die neue Ausschreibung wurden zusätzlich folgende Kriterien aufgenommen: Funktionalität, Zertifizierung durch die Fair Wear Foundation und Logo „Stadt Langenzenn“. Der bisherige Ausstatter wurde über die neuen Anforderungen und die Hintergründe (Stadtratsbeschlüsse und Vermeidung von ausbeuterischer Kinderarbeit) informiert.
Durch den Bauhofleiter wurden 3 Angebote eingeholt. Die Angebote wurden auf ihre Wirtschaftlichkeit geprüft und die Wochenpauschalen ausgewertet (netto):
* Angebot A (keine Fair Wear-Zertifizierung) € 74,12
* Angebot B (mit Fair Wear-Zertifizierung) € 89,33
* Angebot C (mit Fair Wear-Zertifizierung) € 86,95Den Zuschlag erhielt das Angebot C. Durch den im Vergleich zum vorherigen Leasing-Vertrag günstigeren Preis ergeben sich jährliche Einsparungen von € 1.500 (brutto). Da das Angebot C vom bisherigen Ausstatter abgegeben wurde, konnten mögliche Ablösezahlungen vermieden werden.
Die Stadt Langenzenn erhielt für ihre Aktivitäten im Fairen Handel 2014 den Bayerischen Eine Welt Preis. Die Steuerungsgruppe wird die Stadtverwaltung weiterhin bei der schrittweisen Einführung fairer Beschaffungsprozesse (z.B. Natursteine etc.) beraten und unterstützen.
Einwohnerzahl Langenzenn: 10.700Kontakt:
Michaela Auer
Citymanagement und Wirtschaftsförderung
Telefon: 09101-703 103
E-Mail: michaela.auer@langenzenn.deMarkt Wendelstein - Mietkleidung für den Bauhof (2017)
Für die Neueinkleidung der Bauhofmitarbeiter in Markt Wendelstein wurde aus nachhaltigkeits- und organisatorischen Gründen im Jahr 2017 ein Miettextilanbieter gesucht. Die Kleidung zu mieten statt zu kaufen, sollte die Mitarbeitenden finanziell entlasten. Außerdem wird die Kleidung regelmäßig durch eine externe Firma gewaschen. Dadurch können die Sicherheitsstandards gegenüber der Haushaltswäsche durchgehend gewährleistet werden und die Kleidung bleibt deutlich länger in der Nutzung.
Insgesamt wurden 90 Garnituren (Hosen und Jacken) für 30 Mitarbeiter beschafft.
Vorgehensweise:
Frühzeitig im Prozess wurden die Bauhofmitarbeiter im Hinblick auf den Tragekomfort der Kleidung beteiligt. Die beschafften Textilien wurden durchweg positiv bewertet. Es wurde außerdem großen Wert auf haltbare Kleidung gelegt.
Nach einer Markterkundung wurden festgelegt, für die Beschaffung Textilien das Fairtrade-Siegel zu fordern.
Einwohnerzahl Markt Wendelstein: 16.400Kontakt:
Nicola Jansen
SG Nachhaltigkeit, Umwelt und Verkehr
Telefon: 09129 / 401-143
E-Mail: nicola.jansen@wendelstein.deRegensburg - Arbeitskleidung mit sozialen und Umweltkriterien (2022)
Seit März 2022 läuft in der Stadt Regensburg eine neue Rahmenvereinbarung in zwei Losen für die Lieferung von Arbeitskleidung. Damit wird der Bedarf von rund 875 Mitarbeitenden verschiedener Ämter gedeckt (ohne Feuerwehr und Ordnungsamt). Das Volumen beträgt rund 130.000 € brutto. Die Laufzeit beträgt ein Jahr ohne Verlängerungsoption.
Dabei wurde festgelegt, dass die angebotenen Produkte unter Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen hergestellt worden sein müssen. Diese Sozial-Kriterien gelten bis zur Produktionsebene der Konfektionierung und waren als Mindestkriterien gesetzt. Umweltkriterien gingen in die Wertung ein.
Als Nachweis wurde die Beantwortung eines Fragekatalogs zum Lieferkettenmanagement (Formblatt Kriterien des fairen Handels) und ein Monitoring der Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen unter Vorlage entsprechender Mitgliedschaften, Siegel, Zertifizierungen akzeptiert. Es mussten mindestens 80 von 100 Punkten erreicht werden. Eine geringere Punktzahl führte zum Ausschluss vom Vergabeverfahren.
Die Nachweise wurden wie folgt bepunktet:
- Fair Wear Foundation: 100 Punkte
- Fairtrade-Textilstandard: 90 Punkte
- GOTS: 80 Punkte
- Grüner Knopf: 80 Punkte
- SA 8000: 70 Punkte
- IVN Naturtextil: 50 Punkte
- STeP: 20 Punkte
Die Wertung der Nachweise erfolgte in Bezug auf Einhaltung der Sozialstandards: Risikoanalyse, Beschwerdemanagement, Maßnahmenplänen, Umsetzung von Maßnahmen, Sozialaudits, Tarifverträge, Gewerkschaften etc.
Für Angebote, die die Mindestpunktzahl erreichten, galt schließlich folgendes Bewertungsschema:
- Preis: 40%
- Bemusterung: 40%
(Qualität, Verarbeitung, Funktionalität etc.) - Berücksichtigung von Umweltkriterien: 20%
(Energieverbrauch, Wasserverbrauch, CO2-Ausstoß etc.)
Nachgewiesen werden konnten die Umweltschutzkriterien u.a. durch GOTS, bluesign, STeP, Oekotex Made in Green, IVN Naturleder, IVN Best, Blauer Engel Textilien, Blauer Engel Leder oder gleichwertig (Formblatt Kriterien der Umweltverträglichkeit).
Zwei Bieter haben ein Angebot abgegeben. Beide haben Produkte der gleichen Firma angeboten, die Mitglied in der Fair Wear Foundation ist. Bis auf zwei Ausnahmen wurden sogar bei den einzelnen Positionen identische Produkte angeboten. Eine Bemusterung war somit nicht notwendig. Eine Wertung sowohl bei der Umweltverträglichkeit als auch der Bemusterung hätte jeweils identische Ergebnisse erzielt. Entscheidend war bei dieser Ausschreibung daher der Preis.
Die Vergabeunterlagen für die Öffentliche Ausschreibung wurden mit Unterstützung der Rechtsberatung der SKEW erstellt.
Dem Prozess vorausgegangen war eine Phase intensiver Vorbereitung, angefangen mit einer Bedarfsermittlung und einer Pilotausschreibung sowie ausgedehnten Tragetests im Jahr 2020. Die lange Testdauer wurde als sehr positiv bewertet, die Tester:innen waren sehr überzeugt von der Qualität. Nach Workshops und Schulungen zur nachhaltigen Beschaffung und der Gründung einer ämterübergreifenden Arbeitsgruppe Beschaffung ab Herbst 2020 wurde im Juli 2021 per Ratsbeschluss ein Bericht zur Umsetzung der fairen Beschaffung zur Kenntnis genommen. In Bieterdialogen, die als Einzelgespräche geführt wurden, konnten Bieter Rückfragen zu Nachweisen stellen. Die Verwaltung außerdem gab Hinweise zu möglichen Herstellen, deren Produkte die Nachhaltigkeitskriterien erfüllen und die im Tragetest positiv bewertet wurden.
Insgesamt waren alle Beteiligten sehr zufrieden mit Verlauf und Ergebnis der Ausschreibung.
Downloads
[Eignung/Wertung]
[Formblatt Kriterien des fairen Handels]
[Formblatt Kriterien der Umweltverträglichkeit]
[Leistungsverzeichnis]
Einwohnerzahl Regensburg: 157.000Kontakt:
Michael Grein
Koordinator für Kommunale Entwicklungspolitik
Telefon: 0941 507 2107
E-Mail: grein.michael@regensburg.de
Url: https://www.regensburg.de/leben/agenda-2030