Computer und Laptops, Drucker und Scanner, Beamer und Bildschirme: Der behördliche Alltag, aber auch jener in Schulen und Krankenhäusern, ist ohne IT kaum noch vorstellbar. Öffentliche Beschaffungsstellen sind aufgrund ihres hohen Auftragsvolumens ein Akteur mit großem Potenzial, die IT-Industrie ein Schritt in Richtung Nachhaltigkeit zu bewegen. Zugleich bieten Städte und Gemeinden über kommunale Sammelstellen die Möglichkeit zur Abgabe von IT. Nichtsdestotrotz sind die Recyclingquoten gering.
Dabei stecken in den Geräten zahlreiche Rohstoffe, dessen Wiederverwertung zu einer Reduktion des globalen Rohstoffabbaus und somit zum Schutz der Umwelt beitragen könnte. In Zusammenhang mit dem Abbau kommt es darüber hinaus immer wieder zu Verletzungen von Arbeits- und Menschenrechten. Dies gilt auch für die Produktion von IT-Hardware in weitverzweigten Lieferketten. Deshalb gilt vor allem: Je weniger IT-Geräte neu angeschafft werden, desto besser. Wichtig ist auch, die Nutzung in Hinblick auf Energieeffizienz zu optimieren.
Erfahren Sie mehr über die die sozialen, menschenrechtlichen und ökologischen Risiken bei der Produktion von IT. Die öffentliche Beschaffung kann wichtige Anreize für eine nachhaltigere Produktion setzen und zugleich Vorreiterrolle spielen für die langjährige Nutzung, Reparatur, Sammlung und Recycling von IT.
Allgemeine Hinweise zur Einbindung von Nachhaltigkeitskriterien in den Beschaffungsprozess finden Sie hier.
Ein Online-Tool zur Prüfung menschenrechtlicher Risiken in der Lieferkette vom "Helpdesk Wirtschaft & Menschenrechte" finden Sie hier.
Kommunale Praxisbeispiele zur Beschaffung von IT-Hardware finden Sie hier.
Weiterführende Infos dazu finden Sie hier:
Klicken Sie auf einzelne Schritte in der Infografik links, um mehr über die ökologischen und sozialen Risiken bei der Beschaffung von IT-Hardware zu erfahren.
Für die Produktion eines Laptops oder Computers werden Hunderte verschiedene Rohstoffe benötigt. Hinter Gehäusen aus Kunststoffen, Glas und Keramik verbergen sich zahlreiche weitere Metalle: Dazu gehören etwa Gold, Kobalt und Lithium für die Akkus, Platin für die Festplatten und Seltene Erden für Elektromagneten. Die Gewinnung dieser und anderer Rohstoffe ist mit zahlreichen ökologischen, sozialen und menschenrechtlichen Risiken verbunden. Beispiele hierfür können sein:
Ökologische Risiken
Soziale Risiken
Weiterführende Literatur:
AK Rohstoffe (2020): 12 Argumente für eine Rohstoffwende. https://ak-rohstoffe.de/wp-content/uploads/2020/05/Rohstoffwende.pdf
PowerShift (2017): Ressourcenfluch 4.0: Die sozialen und ökologischen Auswirkungen von Industrie 4.0 auf den Rohstoffsektor. https://power-shift.de/wp-content/uploads/2017/02/Ressourcenfluch-40-rohstoffe-menschenrechte-und-industrie-40.pdf
Weed (2018): Konfliktrohstoffe in IT-Produkten vermeiden. Handlungsoptionen für Verbraucher/innen. http://www.pcglobal.org/wp-content/uploads/2018/11/WEED_Infoblatt_181114_final_web.pdf
Aus Erzen werden Metalle, aus Erdöl wird Kunststoff: Im zweiten Schritt der Wertschöpfungskette werden die Rohstoffe weiterverarbeitet. Aus Metallen, Kunststoffen und anderen Bestandteilen werden schließlich die so genannten „Zwischenprodukte“ und „Halbfertigwaren“ gefertigt. Dazu gehören Kabel ebenso wie Leiterplatten oder Prozessoren. Bei vielen Prozessschritten werden gesundheitsgefährdende Stoffe eingesetzt, darunter krebserregende Lösungsmittel wie Benzol. Oder die Schwermetalle Kadmium und Blei. Insbesondere in der Halbleiterindustrie finden zwischen 500 und 1.000 unterschiedliche Chemikalien Anwendung, von denen zahlreiche sehr gesundheitsschädlich sind.
Auch die Weiterverarbeitung geht häufig mit ökologischen und sozialen Risiken einher. Beispiele hierfür können sein:
Ökologische Risiken
Soziale Risiken
Weiterführende Literatur:
Electronicswatch (2014): Winds of Change. Das Potenzial der öffentlichen Beschaffung, die Arbeitsbedingungen in der IKT-Industrie zu verbessern. https://www.suedwind.at/fileadmin/user_upload/suedwind/X_Downloadliste/Winds_of_Change.pdf
Heinrich-Böll-Stiftung (2019): Plastikatlas. https://www.boell.de/de/plastikatlas
Die Hersteller von IT-Hardware profitieren von der Auslagerung der Produktion. Gemäß der Logik des „Wettlaufs nach unten“ wird häufig dort produziert, wo die menschenrechtlichen, sozialen und ökologischen Standards am niedrigsten sind. Während die Konzerne in den Industriestaaten den überwältigenden Anteil der Profite kassieren, lassen sie die IT-Hardware vor allem in ostasiatischen und südostasiatischen Fabriken zusammenschrauben. Die Produktion von IT-Hardware gehört zu jenen Industriebranchen, die sich durch äußerst prekäre Beschäftigungsverhältnisse auszeichnen. So genannte „flexible Produktionsanforderungen“ sind Teil eines Geschäftsmodells, das zur Missachtung von ohnehin schon geringen ökologischen und sozialen Auflagen beiträgt.
Beispiele für die negativen Folgen können sein:
Ökologische Risiken
Soziale Risiken
Weiterführende Literatur:
ElectronicsWatch (2021): Verantwortungsvolle öffentliche Beschaffung. Arbeitsrechte in der Elektronikindustrie. https://electronicswatch.org/de
Sacom (2018): Apple Watch Series 4 Still Failed to Protect Teenage Student Workers. https://brotfueralle.ch/content/uploads/2018/09/SACOM-Report-FINAL-Student-interns-Apple-Quanta-Revisiting2018.pdf
Der größte Anteil des Energie- und Ressourcenverbrauchs von IT-Geräten fällt während der Produktion an. Doch auch die Nutzungsphase ist energieintensiv: In Deutschland machte der Stromverbrauch durch IT im Jahr 2017 insgesamt zwei Prozent des gesamten Stromverbrauchs aus. Trotz Bemühungen um Energieeffizienz der einzelnen Geräte ist dieser Anteil in der Tendenz steigend – Rechenzentren, Serverinfrastruktur sowie alle mobilen und stationären Endgeräte nehmen in ihrer Anzahl und Leistung zu. Beim Einkauf sowohl von Hardware als auch von Software sollten Kriterien der Energieeffizienz deshalb berücksichtigt werden. Software bestimmt wesentlich mit, wie umweltverträglich Informations- und Kommunikationstechnik genutzt wird. Sie beeinflusst den Energiebedarf und kann dazu beitragen, dass Hardware vorzeitig ausgetauscht werden muss („Software-bedingte Obsoleszenz“).
In der Nutzungsphase kann der ökologische Fußabdruck vor allem durch die Beziehung von Ökostrom sowie eine möglichst langjährige Verwendung der Geräte minimiert werden. So ist bereits beim Einkauf auf die Reparierbarkeit und die Garantie langjähriger Software-Updates ebenso wie auf die Komptabilität verschiedener Geräte zu achten, damit funktionsfähige IT nicht vorzeitig weiterverkauft oder entsorgt wird. Beim Kauf gilt es, auf die Lieferung von unnötigen Zusatzteilen, die ggf. schon vorhanden sind, zu verzichten.
Während der Nutzung entstehen zahlreiche ökologische und soziale negative Folgen, zu denen unter anderem folgende gehören:
Ökologische Risiken
Soziale Risiken
Weiterführende Literatur:
Expertengruppe Ressourceneffizienz in der IKT (Green-IT) (2021): Nachhaltige Beschaffung und Nutzungsdauerverlängerung von IKT
iFixit (2021): Laptop-Reparierbarkeits-Index: https://de.ifixit.com/laptop-repairability
Umweltbundesamt (2019): Leitfaden zur umweltfreundlichen Beschaffung von Software
Umweltbundesamt (2017): Strategien gegen Obsoleszenz. Sicherung einer Produktmindestlebensdauer sowie Verbesserung der Produktnutzungsdauer und der Verbraucherinformation
Abfälle von Elektro- und Elektronikgeräten – also auch IT-Hardware – gehören zu den weltweit am schnellsten wachsenden Abfallströmen. Doch die Recyclingquoten sind äußerst gering. Große Mengen des europäischen Elektroschrotts werden beispielsweise in den westafrikanischen Staaten Ghana und Nigeria unter mangelnden ökologischen und sozialen Standards demontiert. Dabei verdeutlichen Begriffe wie „Urban Mining“ (dt.: ‚Bergbau in der Stadt‘) und „anthropogenes Lager“, welches Potential die Wiederverwertung insbesondere für die Rückgewinnung von Metallen hat. Bisher stehen vor allem ökonomisch motivierte Ansätze des Recyclings im Vordergrund. Stattdessen muss im Sinne der Kreislaufwirtschaft ein ganzheitlicher Ansatz entwickelt werden, der Umwelt- und Sozialaspekte vorrangig berücksichtigt. Hierfür ist das „Design vor Recycling“ von enormer Relevanz: Bei der Produktentwicklung müssen die spätere Reparierbarkeit und Recyclingfähigkeit priorisiert werden.
Zugleich gilt es, die Sammlungsquoten zu erhöhen. Aufklärungs- und Informationsarbeit, die auch im Rahmen der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ gefördert werden können, spielen hier eine wichtige Rolle. Zusätzlich zu Wertstoff- und Recyclinghöfen, die Kommunen unterhalten müssen, können sie auch an vielen Orten zugängliche „Elektrotonnen“ oder „Schadstoffmobile“ einrichten und darüber hinaus offene Reparaturtische sowie unabhängige Reparaturwerkstätten fördern.
Ökologische Risiken
Soziale Risiken
Weiterführende Literatur:
Umweltbundesamt (2020): Elektroaltgeräte
WEED e.V. (2020): Elektroschrott vermeiden. Handlungsoptionen für VerbraucherInnen
Eisenerzgewinnung in Brasilien, Bauxitabbau in Guinea, Kupfer aus Peru; Produktion in Ungarn, Mexiko und China. So oder so ähnlich können Lieferketten von IT-Hardware aussehen. Von der Gewinnung der Rohstoffe bis zum fertigen Endprodukt werden meist lange Transportwege per Schiff, LKW und Zug zurücklegt. Treibstoffverbrauch und Abgase sorgen für Umwelt- und Klimabelastungen, die auch für die Gesundheit des Menschen schädlich sind. Für den Transport mit schweren Nutzfahrzeugen wie LKW gilt die Abgasnorm Euro VI, die von Beschaffungsstellen für den Transport verlangt werden sollte.